Was ist selektive Korrosion (Entzinkung von Messing)?
Bei Kupfer-Zink-Legierungen mit einem Bestandteil von mehr als 20% Zink können unter bestimmten Bedingungen Zink und Kupfer aufgelöst werden. Nach der Auflösung des Messings wird das Kupfer in poröser Form wieder abgeschieden, während das Zink in gelöster Form abgeführt wird. Die Ursachen dieses Oxidationsvorgangs, der „Entzinkung“, sind vielfältig:
• die Wasserqualität, u. a. der Chloridgehalt
• ein vorhandener Biofilm
• stehendes Wasser in Leitungssystemen
• sehr hartes Wasser
• PH-Werte unter 7
meist in Verbindung mit hoher Temperatur >110 °C.
Charakteristisch ist die kupferrote Verfärbung der betreffenden Stellen.
Eine solche Entzinkung ist bei Standard-Messing (CuZn39Pb3 / CuZn40Pb2) ein zwar sehr seltenes Phänomen, führt aber in der Regel durch die mit der Entzinkung einhergehenden Versprödung zur Gefahr eines vorzeitigen Bauteilausfalles und damit verbunden häufig zu hohen Kosten.
Der Unterschied zur Spannungsrisskorrosion
Kupfer-Zink-Legierungen ab einem Zink-Anteil von über 15% neigen auch zum Auftreten von Spannungsrisskorrosionen. Hier müssen allerdings neben dieser metallurgischen Voraussetzung zwei weitere Bedingungen gleichzeitig eintreten:
1. der Werkstoff steht unter deutlicher innerer und / oder äußerer Zugspannung
2. bei gleichzeitiger Einwirkung eines Korrosionsmediums (Ammoniak, Amine, Ammoniumsalze, Schwefeloxid).
Vermieden wird diese Spannungsrisskorrosion durch vorbeugende Wärmebehandlungen zum Einstellen einer Härte unterhalb HB 115 und durch die Beachtung von Drehmomentgrenzen bei der Montage von Messingteilen.
Unsere Empfehlung
Wir empfehlen zur Vermeidung einer selektiven Korrosion bei Temperaturen >100 °C statt Messingkupplungen grundsätzlich Stahl- oder Edelstahlsysteme aus unserem Programm. Der alternative Einsatz von entzinkungsbeständigem Messing kann ab größeren Stückzahlen ebenfalls wirtschaftlich sein.
Ein mögliches Versagen unserer durchgehend warm vorbehandelten Messingkupplungen durch Spannungsrisskorrosion lässt sich zuverlässig, schnell und einfach durch das Beachten der zulässigen Anzugsdrehmomente verhindern.
Zum Korrosionsschutz empfehlen wir allgemein zusätzlich geeignete Beschichtungen oder, je nach Einsatzfall, Stahl- oder Edelstahlkupplungen.
Wir beraten Sie gerne.